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17.03.2024

Wachsame Augen aus verschiedenen Ländern - Die Linienrichter beim Challenger Hamburg

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Um eine internationale Veranstaltung wie das Challenger Hamburg stemmen zu können bedarf es des Einsatzes vieler fleißiger Helfer. Ballkinder, Fahrdienst, Spielerbetreuung und einiges mehr muss vor und während der Turnierwoche organisiert und koordiniert werden.

Auch das Personal auf dem Platz muss den Weg in den hohen Norden Deutschlands finden. Im Falle der Linienrichterinnen und Linienrichter stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Das 22-köpfige Team, welches in diesen Tagen in der Halle des Hamburger Tennis-Verbandes über Grund-, Seiten- und T-Linien wacht, besteht aus Mitgliedern aus zwölf verschiedenen Nationen.

Wie kommt man als Linienrichter zum Einsatz?

„Man muss über eine bestimmte Voraussetzung verfügen, um als Linienrichter bei einem Challenger-Turnier mitwirken zu können“, erklärt Vlada. Sie stammt aus Kiev, lebt allerdings in London, und ist Teil eines Quartetts, mit dem wir über diese besondere Arbeit sprechen konnten. „Jeder hat eine Schiedsrichterausbildung auf nationaler Ebene absolviert.“ Diese besteht immer aus einem theoretischen und praktischen Teil.

 Vlada besitzt als Inhaberin der sogenannte White Badge sogar noch eine höhere Qualifikation. Im Stile der Olympischen Medaillenfolge – Bronze, Silber und Gold - hat man dann die Möglichkeit immer weiter aufzusteigen, um schließlich auch bei den ganz großen Turnieren auf dem Stuhl zu sitzen. Vlada ist hauptberuflich auf der internationalen Tennis-Tour unterwegs. Sie stand auch schon bei ATP-Masters Events, wie den Mutua Madrid Open, an der Linie. „Das ist mein absolutes Lieblingsturnier,“ zeigt sie sich vom Turnier in der spanischen Hauptstadt begeistert. „Die Atmosphäre dort ist unglaublich.“

Wie wird man zu einem Challenger berufen?

Doch wie wird man überhaupt Teil eines Teams? Auf Basis des jeweiligen Anforderungsprofils des Turniers und der Erfahrung der einzelnen Unparteiischen, können sich die Linienrichterinnen und Linienrichter für die Teilnahme an bestimmten Events bewerben. Der jeweilige Chief of Officials sucht dann die passenden Bewerber aus und lädt sie zum Turnier ein. Im Falle des Challenger Hamburgs ist dies die Aufgabe von Frank Montag.

„Frank macht hier einen tollen Job. Er ist äußerst menschlich und hat immer ein offenes Ohr für uns“, zeigt sich Vlada begeistert. „Hamburg hat diesbezüglich, egal ob am Rothenbaum oder hier beim Challenger, schon einen besonders guten Ruf,“ ist man sich einig.

Ihr Einsatz auf dem Court funktioniert im Rotationsprinzip: 45 Minuten auf dem Platz, gefolgt von 45 Minuten Pause. „Bei Hallenturnieren fällt es mir leichter konzentriert zu bleiben. Man ist nicht durch äußere Einflüsse wie Sonne oder Wind beeinflusst“, erklärt Maria. Die Sportmanagementstudentin stammt ebenfalls aus der Ukraine und lebt in Kiev.

 „In dieser Woche haben wir überhaupt ein überragendes Team am Start. Ich würde sogar sagen eines der besten“, sagt Guilherme aus der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Er ist seit einem Jahr im Einsatz. In Kürze wird er beim ATP-Turnier ist Estoril wieder mit am Start sein. Klar mag er sein Heimturnier. Sein großer Traum ist es aber einmal beim Grand Slam im Stade Roland Garros in Paris mitwirken zu können.

Im Schnitt absolvieren die Damen und Herren an der Linie 25 bis 30 Turniere im Jahr. Da muss man auch die Kosten im Auge behalten. Auch dies wird von Turnier zu Turnier unterschiedlich gehandhabt. „Die Anreise organisieren wir meist selbst. Das Hotel wird uns dann in der Regel gestellt“, beschreibt Miljan die Reiseplanung. Der Mann aus Bosnien und Herzegowina ist bereits seit 10 Jahren Teil des Wanderzirkus.

Gefahr durch neue Technik?

Er macht auch auf ein aufkommendes Problem aufmerksam, welches in der Volkswirtschaft als die Substitution des Produktionsfaktor Arbeit durch den Produktionsfaktor Kapital beschrieben wird. Durch die Einführung des sogenannten „Electronic Live-Calling“ bei vielen großen Turnieren wird die Arbeit der Line-Umpires überflüssig. Die Entscheidungen, ob der Ball nun im oder außerhalb des Feldes gelandet ist, übernimmt die Technik. Lediglich ein Stuhlschiedsrichter überwacht das Geschehen auf dem Platz. Dies soll bereits im kommenden Jahr auf den Turnieren der ATP-Tour zum Standard werden. „Dadurch verhärtet sich der Wettbewerb unter den Linienrichtern, da weniger von uns benötigt werden“, beschreibt Miljan die aktuelle Situation.

Auf Challenger-Ebene ist diese oft teure Technik für die Veranstalter allerdings noch keine flächendeckende Option.

Auch wenn das Linienpersonal viel in der Weltgeschichte herumkommt, bleibt für Sightseeing-Touren in den Austragungsorten häufig keine Zeit. Das Linienrichterteam befindet sich während einer Turnierwoche zumeist auf der Tennisanlage.  Gerade in den Wintermonaten, wo die Tage kürzer sind, gibt es für Freizeitaktivitäten wenig Spielraum.

Zudem gilt es eine wichtige Regel zu beachten. „Im Zeitraum von zwölf Stunden vor Matchbeginn herrscht striktes Alkoholverbot für uns“, weiß Vlada zu berichten. Auch wenn sie dabei lächelt, wird dies vom Team in Hamburg ernst genommen, um auch am nächsten Tag wieder fokussiert ihrer Arbeit nachgehen zu können.   

Foto: Witters

 

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